Einführung in agiles Projektmanagement (oder die Werte und Prinzipien des Agilen Manifests)

Fabian WalterAgiles Projektmanagement1 Kommentar

Einführung in agiles Projektmanagement (oder die Werte und Prinzipien des Agilen Manifests)

Agiles Projektmanagement ist eines der heißesten Themen der letzten Jahre, wenn es um die Zukunft der Projektarbeit geht. Das führt soweit, dass manche es sogar fast als Allheilmittel in unseren – immer unplanbareren – Zeiten ansehen.

Aber leider ist es beim “agilen Projektmanagement” ähnlich wie auch bei anderen Hypes: Es besteht ein Mangel an fundiertem Wissen und das vorhandene (Halb-)Wissen wird oft so eingesetzt, wie es der jeweiligen Person gerade passt. Dadurch wird aber vieles als “agil” präsentiert, was nur wenig mit dem eigentlichen Gedanken zu tun hat. So kommt es dann manchmal sogar dazu, dass man Aussagen hört, wie: “Wir planen nicht, wir sind agil!”

Diese ist aber für eine erfolgreiche Umsetzung von Projekten (egal ob “agil” oder “klassisch”) wenig hilfreich. Im schlimmsten Fall führt es sogar dazu, dass das Scheitern von Projekten der Methode – und nicht ihrer mangelhaften Anwendung – angelastet wird.

Wenn du also eine kurze Einführung in die wichtigsten Werte und Prinzipien der agilen Idee bekommen willst, dann solltest du unbedingt weiterlesen!

 

Es ist wichtig die “Werte und Prinzipien” zu verstehen und sie von den “Prozessen” zu trennen!

In der allgemeinen Diskussion über “Agilität” wird – meines Erachtens – oft ein großer Fehler gemacht. Es werden teilweise einfach Vorgehensweisen und Methoden nach Belieben angewendet, ohne die zugrundeliegenden agilen Werte und Prinzipien zu beachten. Das führt dann auch teilweise dazu, dass behauptet, man sei bereits agil, wenn man u.a. tägliche Team-Meetings abhalten und nur wenige Wochen vorausplanen würde.

Aber nur durch die (teilweise sogar falsche) Anwendung von einzelnen Methoden, wird man keinen Erfolg haben. Viel wichtiger ist es, zuerst die Werte und Prinzipien zu verstehen und zu verinnerlichen und sich dann für eine der zahlreichen agilen Vorgehensweisen zu entscheiden. Aber um welche Werte und Prinzipien geht es hier?

 

Das Agile Manifest

Zwar gibt es die Idee zur Verwendung agiler Methoden schon seit Anfang der 1990er Jahre, aber eines der wichtigsten Dokumente zum Thema – das sogenannte Agile Manifest – entstand erst 2001, als sich 17 Vorreiter auf die Suche nach einer Alternative zum dokumentationsgetriebenen und ihres Erachtens zu schwerfälligen Prozess der Softwareentwicklung machten.

 

Die 4 Werte des Agilen Manifests

Das Agile Manifest enthält 4 Grundwerte, an welchen sich ein agiler Prozess (der Softwareentwicklung) orientieren sollte:

  • Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge
  • Funktionierende Software ist wichtiger als umfassende Dokumentation
  • Die Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als Vertragsverhandlung
  • Das Reagieren auf Veränderung ist wichtiger als das Befolgen eines Plans

Die 4 Werte des agilen Manifests

 

 

In diesen Werten liegt auch eines der zentralen Missverständnisse über “Agilität” begraben. Denn aus diesen Werten wird leider immer wieder der (falsche) Schluss gezogen, dass “eine gute Dokumentation” oder “das Planen bzw. Befolgen eines Plans” bei agilen Vorgehensweisen nicht wichtig wäre.

Was die Autoren des agilen Manifests uns hier aber mit auf den Weg gegeben haben ist nicht, dass Prozesse, Dokumente, Verträge und Pläne unwichtig sind. Sie sollten nur nie wichtiger sein, als die Werte auf der linken Seite.

Diese Werte spiegeln damit – meines Erachtens – auch nur den “gesunden Menschenverstand” wieder, der auch im “klassischen Projektmanagement” zur Anwendung kommen sollte. Denn natürlich sollte die Notwendigkeit zur Dokumentation einer funktionierenden Software (oder ganz allgemein: einem Produkt oder einer Dienstleistung) nicht im Wege stehen. Genauso sollte auch an einem (veralteten) Plan nicht festgehalten werden, sondern die nötige Anpassung an Veränderungen vorgenommen werden.

Wer also gehofft hat, dass “agiles Projektmanagement” ihn vom Planen und Dokumentieren befreit, den muss ich leider enttäuschen… 🙂

 

Die 12 Prinzipien des Agilen Manifests

Zusätzlich zu den 4 Grundwerten, sind im Agilen Manifest noch 12 Prinzipien beschrieben:

  1. Unsere höchste Priorität ist es, den Kunden durch frühe und kontinuierliche Auslieferung wertvoller Software (bzw. allgemein Produkte und/oder Dienstleistungen) zufrieden zu stellen.
  2. Heisse Anforderungsänderungen selbst spät in der Entwicklung willkommen. Agile Prozesse nutzen Veränderungen zum Wettbewerbsvorteil des Kunden.
  3. Liefere funktionierende Software (bzw. allgemein Produkte und/oder Dienstleistungen) regelmäßig innerhalb weniger Wochen oder Monate und bevorzuge dabei die kürzere Zeitspanne.
  4. Fachexperten und Entwickler müssen während des Projektes täglich zusammenarbeiten.
  5. Errichte Projekte rund um motivierte Individuen. Gib ihnen das Umfeld und die Unterstützung, die sie benötigen und vertraue darauf, dass sie die Aufgabe erledigen.
  6. Die effizienteste und effektivste Methode, Informationen an und innerhalb eines Entwicklungsteams zu übermitteln, ist im Gespräch von Angesicht zu Angesicht.
  7. Funktionierende Software (bzw. allgemein Produkte und/oder Dienstleistungen) ist das wichtigste Fortschrittsmaß.
  8. Agile Prozesse fördern nachhaltige Entwicklung. Die Auftraggeber, Entwickler und Benutzer sollten ein gleichmäßiges Tempo auf unbegrenzte Zeit halten können.
  9. Ständiges Augenmerk auf technische Exzellenz und gutes Design fördert Agilität.
  10. Einfachheit – die Kunst, die Menge nicht getaner Arbeit zu maximieren – ist essenziell.
  11. Die besten Architekturen, Anforderungen und Entwürfe entstehen durch selbstorganisierte Teams.
  12. In regelmäßigen Abständen reflektiert das Team, wie es effektiver werden kann und passt sein Verhalten entsprechend an.

Wie man an diesen 12 Prinzipien sehen kann, handelt es sich auch hier um Prinzipien, die – mehr oder weniger – in allen Projekten (ob “agil” oder “klassisch”) zur Anwendung kommen können (und sollten).

ACHTUNG:
In den ursprünglichen Formulierungen findet sich der ausschließliche Bezug auf “Software”. Diesen habe ich hier durch “Produkte und/oder Dienstleistungen” ergänzt, um zu zeigen, dass diese Prinzipien nicht ausschließlich auf die Softwareentwicklung limitiert sind. Das Original findest du hier.

 

AGIL: Einfach zu verstehen, schwer umzusetzen.

Du siehst also, dass es sich hier nicht um komplizierte und schwer zu erlernende Dinge handelt. Ganz im Gegenteil: Die agilen Werte und Prinzipien sind einfach zu verstehen, die Schwierigkeit ergibt sich – wie so oft im Leben – erst bei der konsequenten Umsetzung!

Denn “agil” zu sein ist mehr eine Haltung und weniger eine Methode. Es dreht sich also eher um das WARUM und weniger um das WIE wir etwas tun! Und genau hier liegen die Schwierigkeiten: Denn wer agiles Projektmanagement erfolgreich einsetzen will, der muss diese Werte und Prinzipien in den Arbeitsalltag integrieren und sie leben!


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