Im letzten Artikel haben wir über Qualitätskriterien von Entscheidungen gesprochen.
Gute Entscheidungen liegen immer dann vor, wenn (a) die zum Zeitpunkt der Entscheidung verfügbaren Informationen ausreichend in Betracht gezogen wurden und (b) ein guter Prozess zu dieser Entscheidung geführt hat.
Doch obwohl das eine sehr beruhigende Nachricht für alle von uns ist, die sich bei Entscheidungen schwer tun, stellt sich die Frage: Wie sieht ein guter Prozess, der zu einer guten Entscheidung führt, aus?
Wenn du dich jetzt also fragst: „Was muss ich auf dem Weg zu einer guten Entscheidung alles beachten?“, dann bist du hier genau richtig! Denn hier findest du 6 Tipps mit denen du bessere Entscheidungen treffen kannst.
Tipp 1 – Verstehe das Entscheidungsumfeld
Eine der wichtigsten Grundlagen für eine gute Entscheidung ist, dass du das Umfeld in dem du die Entscheidung triffst und in der sie ihre Wirkung entfalten soll, ausreichend gut verstanden hast.
Der erste Schritt sollte also immer sein, alle Hintergrund- und Umfeldinformationen, die du bekommen kannst, zu sammeln und auszuwerten. Denn je besser du den Entscheidungskontext verstanden hast, desto besser wird deine Entscheidung sein. Wichtig hierbei ist, dass du möglichst viele verschiedene Informationsquellen anzapfst und nicht nur die offensichtlichen Quellen nutzt. Hinterfrage bei deinen Quellen auch immer, welche Informationen ggf. weggelassen wurden und welches Ziel/Interesse deine Quelle haben könnte.
Tipp 2 – Entwickle verschiedene Optionen
Begib dich auf die Suche nach möglichst vielen Optionen. Denn:
- wer nur eine Option hat, trifft eigentlich gar keine Entscheidung,
- wer zwei Optionen hat, befindet sich in einem Dilemma – also einer Situation, in der er zwischen zwei (unangenehmen) Dingen wählen muss,
- erst, wenn man mindestens drei Optionen hat, kann man von einer wirklichen Entscheidung sprechen.
Du solltest aber bei deiner Suche nach Optionen auch eine Obergrenze festlegen. Denn wenn du aus zu vielen Optionen auswählen musst, befindest du dich möglicherweise schnell in folgender Situation: “Option 1.2.a klingt gut, aber Option 2.1.f hat auch ganz eigene Vorteile. Aber eventuell überwiegen die Vorteile von Option 7.4.c. Oder doch lieber … !?”. Plötzlich bist du wie der Hase, der vor der Schlange sitzt, in einem Zustand der Entscheidungs-Lähmung.
Tipp 3 – Versuche zu beweisen, dass die Entscheidung falsch ist
Auch wenn wir es uns häufig nicht eingestehen wollen, haben wir trotzdem eine sehr selektive Wahrnehmung. Unterbewusst nehmen wir in unserem Umfeld bestimmte Aspekte stärker wahr als andere.
Dies führt leider aber auch oft dazu, dass wir uns für eine uns angenehme Option entscheiden, weil wir unterbewusst die Fakten, die für diese angenehme Option sprechen, stärker wahrnehmen als diejenigen Fakten, die gegen diese Option sprechen.
Aus diesem Grund solltest du auch nicht versuchen zu beweisen, dass eine bestimmte Optionen die richtige ist, sondern versuchen diese als falsche Entscheidung zu entlarven. Und wenn dir das nicht gelingt, dann ist die Option wahrscheinlich wirklich gut!
Tipp 4 – Konsultiere Außenstehende
Diese Tendenz zur Bestätigung eigener Vorstellungen bringt mich zum nächsten Tipp, nämlich der Befragung Außenstehender. Untersuchungen zeigen, dass dies die Entscheidungsfindung in vielerlei Hinsicht positiv beeinflussen kann.
Unter anderem stellen Außenseiter auch grundlegende Verständnisfragen, die sich die Experten nicht mehr stellen. Sie bauen ihre Überlegungen nämlich auf ihrem Vorwissen auf. Und oft zeigt sich hier, dass dadurch einfache Fehlannahmen übersehen werden können.
Wer also Fragen von “Nicht-Experten” beantwortet, kann diese Fehlannahmen oft noch rechtzeitig erkennen und so viel mehr über das vorliegende Problem lernen.
Tipp 5 – Lerne aus Erfahrungen
Bei jeder Entscheidung sollten wir überlegen, was wir aus vergangenen Entscheidungen lernen können. Leider neigen wir oft dazu zu glauben, dass die bevorstehende Entscheidung einzigartig und so noch nie da gewesen sei.
Natürlich gibt es selten Situationen, die 100%ig mit einer vorherigen Situation übereinstimmen. Wenn dies nämlich so wäre, würde uns die Entscheidung auch nicht schwer fallen. Trotzdem gibt es in den meisten Situationen überraschend viele Parallelen zu vergangenen Entscheidungen.
Wer also lernt aus der Vergangenheit Muster zu erkennen und diese dann auf die aktuelle Situation anwenden kann, der macht sich den Weg zu einer guten Entscheidung um ein Vielfaches leichter.
Wichtig zu beachten ist aber auch hier, dass wir nicht zu schablonenhaft agieren, denn natürlich müssen wir uns – neben den ähnlichen Faktoren – auch die Unterscheidungsmerkmale zweier Situationen herausarbeiten.
Tipp 6 – Nutze Pilotentscheidungen
Wenn dich die letzten 5 Tipps noch immer nicht zu einer Entscheidung gebracht haben, dann solltest du die Möglichkeit einer Pilotentscheidung in Erwägung ziehen.
Der Sinn hierbei ist, dass du die Entscheidung nicht gleich für das große Ganze und für alle Ewigkeit treffen musst, sondern sie in einem überschaubar abgegrenzten Teilbereich testest.
Wenn du beispielsweise eine neue Software in deinem Unternehmen einführen willst, dann müssen ja nicht gleich alle Mitarbeiter auf einmal darauf umstellen. Teste doch einfach mit einer bestimmten Abteilung oder einem Team.
Im besten Fall ist dieser Pilotversuch ein großer Erfolg und alle sind begeistert. Auf dieser Basis wird es dir dann auch sicherlich deutlich einfacher fallen die restliche Belegschaft dazu zu bewegen, die neue Software zu nutzen.
Im schlimmsten Fall scheitert der Pilotversuch und du musst dich nach einer neuen Lösung umsehen. Da der Fehlschlag aber nur in einem begrenzten Rahmen aufgetreten ist, sind die negativen Folgen wahrscheinlich auch sehr begrenzt.
Egal welches Ergebnis dein Pilotversuch nimmt: die positiven Effekte werden überwiegen. Denn entweder konnte gezeigt werden, dass die Lösung funktioniert oder aber die negativen Folgen sind überschaubar klein.
Auch bei Entscheidungen gilt: der Weg ist das Ziel
Ich hoffe nun, dass ich dir mit den oben genannten 6 Tipps dabei helfen konnte, einen fundierten Entscheidungsfindungsprozess zu durchlaufen, an dessen Ende du – mit einem guten Gewissen – wirklich gute Entscheidungen treffen kannst.
Denn wer seine “Hausaufgaben” im Vorfeld einer Entscheidung gemacht hat, kann keine schlechten Entscheidungen treffen!
PS: Wenn du weitere Tipps hast, die uns auf dem Weg zu guten Entscheidungen helfen können, dann wäre es sicherlich auch eine gute Entscheidung uns diese in einem Kommentar mitzuteilen. Ich würde mich auf jeden Fall freuen! 🙂