Entscheidungen zu treffen fällt vielen von uns nicht leicht. Denn oft können wir aus verschiedenen Optionen wählen, von denen sich keine als die klar beste Wahl zu erkennen gibt. Häufig hat dann zwar die eine Option bestimmte Vorzüge, aber – im Vergleich zu den anderen – auch ihre Schwachstellen. Und damit lässt sich keine eindeutige Entscheidung treffen.
Die Nutzwertanalyse hilft dir selbst bei komplexen Problemen mit verschiedenen Optionen eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Die Nutzwertanalyse kenn wir alle: in Form von Produktvergleichen
Die Methode, die ich dir heute vorstellen will, ist uns allen bekannt. Und sehr viele von uns haben schon einmal die Entscheidung zum Kauf eines (Haushalts-)Geräts von dieser Methode abhängig gemacht. Und trotzdem nutzen die wenigsten diese Methode auch für sich selbst, wenn es um die eigene Entscheidungsfindung bei komplexen Problemen geht.
Bei dieser bekannten und doch so unterschätzten Methode handelt es sich um die sogenannte gewichtete Nutzwertanalyse. Eines der bekanntesten Beispiele für den Einsatz dieser Nutzwertanalyse sind die Produktbewertungen der Stiftung Warentest. Hier müssen meist eine überwältigende Anzahl an ähnlichen Geräten, die aber ganz individuelle Vor- und Nachteile haben, miteinander verglichen werden. Die Anwendung der gewichteten Nutzwertanalyse macht es möglich, dass am Ende eine klare Rangordnung vorliegt.
Doch wie funktioniert sie? Welche Schritte musst du durchführen und auf was musst du achten?
1) Die Kriterien
Um die Nutzwertanalyse besser verdeutlichen zu können, gehen wir hier davon aus, dass du zwei tolle Projektideen hast, von denen du aber leider nur eine durchführen kannst. Die Projekte selbst sind aber recht verschieden, sodass nicht eindeutig klar ist, welches die bessere Idee ist.
Um nun eine Entscheidung treffen zu können, solltest du zuerst Entscheidungskriterien aufstellen, anhand derer du später die Projektideen bewerten kannst. In unserem Beispiel könnten das folgende Kriterien sein:
- Steigerung der Kundenzufriedenheit
- Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit
- Risiko bei der Umsetzung
- Kosteneinsparung
Da diese Kriterien aber sicher nicht alle gleichwertig zu bewerten sind, musst du anschließend noch eine Gewichtung dieser Kriterien vornehmen. D.h. entscheide wie wichtig jedes Kriterium für die Gesamtbewertung ist:
2) Der Bewertungsmaßstab
Im zweiten Schritt musst du nun noch einen Bewertungsmaßstab für die einzelnen Kriterien festlegen. In unserem Beispiel habe ich folgende 5er-Skala gewählt:
5 = sehr hoch
4 = hoch
3 = mittel
2 = gering
1 = sehr gering
ACHTUNG: Bei der Risikobewertung ist der Bewertungsmaßstab natürlich umgekehrt anzuwenden. D.h. dass ein sehr hohes Risiko den Wert 1 und ein sehr geringes Risiko den Wert 5 bekommen soll.
3) Die Bewertung der Optionen
Kommen wir nun zur Bewertung der verschiedenen Optionen. Für Projekt A und B ergibt sich folgendes Bild:
Wenn wir die einzelnen Bewertungskriterien addieren, sehen wir, dass der Nutzwert für beide Projekte bei 14 liegt. In dieser Zahl zeigt sich also das, was ich zu Beginn des Beispiels schon angedeutet habe: Es ist (noch) nicht eindeutig klar, welches der Projekte die bessere Wahl ist.
4) Die Gewichtung
Gut, dass wir aber vorher eine Gewichtung für unsere Bewertungskriterien durchgeführt haben. Denn damit können wir nun ganz leicht den gewichteten Nutzwert ermitteln, indem wir einfach den Erfüllungsgrad mit der Gewichtung der Kriterien multiplizieren. D.h. also beispielsweise bei Projekt A für die Steigerung der Kundenzufriedenheit ist der gewichtete Nutzwert:
Erfüllungsgrad: Mittel x Gewichtung = 3 x 40% = 1,2.
Dadurch ergibt sich dann für unsere beiden Projektideen folgendes Bild:
Es zeigt sich also, dass Projekt B (mit 3,5) einen höheren gewichteten Nutzwert hat, als Projekt A (mit 3,3). Und damit haben wir jetzt eine fundierte Grundlage für unsere Entscheidung. Und das obwohl es am Anfang so aussah, als wären die Projektideen ähnlich gut.
Häufige Fehler bei der Nutzwertanalyse
Auch wenn uns – u.a. durch die Produktvergleiche der Stiftung Warentest – die Nutzwertanalyse bekannt ist und die durchzuführenden Schritte verständlich und logisch sind, solltest du aufpassen, dass du folgende wichtige Punkte und häufig gemachte Fehler kennst und berücksichtigst:
- Die Auswahl der Bewertungskriterien und deren Gewichtung ist immer subjektiv, hat aber einen entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis. Sei dir dessen also bewusst und umgib dich nicht nur mit “Gleichgesinnten”, sondern versuche auch möglichst viele “anders Denkende” bei der Auswahl und Gewichtung der Kriterien miteinzubeziehen. Denn je breiter die Basis dieser Entscheidung ist, desto besser wird dein Ergebnis letztlich sein.
- Lasse aber nur die wichtigsten Bewertungskriterien in deine Analyse einfließen, sonst verlierst du schnell die Übersichtlichkeit, die du eigentlich erreichen willst.
- Die Auswahl der Kriterien ist wichtiger als die Auswahl der Optionen. Denn bei der Auswahl falscher Kriterien, kannst du dich letztlich nur für eine Option entscheiden, die dein eigentliches Problem nicht löst; dagegen wählst du bei der Auswahl einer falschen Option letztlich “nur” nicht die beste Lösung. Aber auch die zweitbeste Lösung geht das eigentliche Problem an.
- Prüfe bei der Bewertung deiner Optionen, ob es KO-Kriterien gibt. Denn sobald eine der Optionen ein solches Kriterium aufweist, muss es aus der Nutzwertanalyse entfernt werden.
Die Nutzwertanalyse: ein gutes Hilfsmittel bei der Entscheidungsfindung
Wie du siehst, kann dir die Nutzwertanalyse dabei helfen auch in komplexen Entscheidungssituationen eine nachvollziehbare und transparente Entscheidung zu treffen. Und während eine klassische Kosten-Nutzen-Analyse nur anhand monetärer Kriterien die Effizienz einer Lösung bewertet, kannst du bei der Nutzwertanalyse auch nicht-monetäre Bewertungskriterien miteinbeziehen und so auch die Effektivität einer Lösung bewerten.
Damit bietet sich eine Nutzwertanalyse immer dort an, wo auch „weiche“ Kriterien bewertet und in eine Entscheidung miteinbezogen werden müssen.