Bauchentscheidungen: Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition

Fabian WalterBuchtipp, Prioritäten, Führung2 Kommentare

Bauchentscheidungen - Intuition

Muss man jede Entscheidung logisch begründen können? Oder solltest du manchmal auch auf deine Intuition hören? Sind Bauchentscheidungen schlechter als logische Entscheidungen – die auf Basis von Informationen und Wahrscheinlichkeiten getroffen werden?

 

Kopf- vs. Bauchentscheidungen: Auf was kannst du dich verlassen?

Letzte Woche habe ich dir die 7 Schritte für gute Entscheidungen gezeigt. Dabei geht es u.a. darum, die Folgen und Risiken verschiedener Alternativen miteinander zu vergleichen. Du listest also die Vor- und Nachteile jeder Alternative auf, bewertest deren Wichtigkeit sowie die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens und berechnest dann die beste Alternative.

Was machst du nun aber, wenn du dich nach Abwägung aller Fakten eigentlich für Alternative A entscheiden solltest, dein Gefühl dir aber zu Alternative B rät?

Sind logische Entscheidungen wirklich die Besseren? Und warum entscheiden wir dann in vielen Situationen – wie beispielsweise wen wir heiraten wollen – nicht nach Zahlen, Daten und Fakten?

Dieser Frage geht auch Prof. Dr. Gigerenzer am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in seinem Buch “Bauchentscheidungen: Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition*” nach.

 

Was ist Intuition

Bevor wir jedoch die Frage klären, ob Logik oder Intuition die bessere Grundlage für unsere Entscheidungen ist, sollten wir uns zuerst den Begriff der Intuition näher ansehen. Wie kommen Bauchentscheidungen zustande?

Laut Prof. Dr. Gigerenzer ist Intuition gefühltes Wissen, das sich durch 3 Dinge auszeichnet:

  • Es ist sehr schnell in unserem Bewusstsein.
  • Es ist so stark, dass wir bereit sind danach zu handeln.
  • Wir können aber nicht erklären, warum das so ist. Die tieferen Gründe sind uns also nicht bekannt.

 

Beispiel: Das Fangen eines Balls

Nehmen wir an, dir wird ein Ball zugeworfen. Woher weißt du nun aber, wo der Ball landen wird? Wohin musst du laufen, um ihn fangen zu können?

Wenn du bewusst handeln willst, dann könntest du die mathematische Gleichung für den schrägen Wurf als Grundlage nehmen. Also: Faktoren wie Abwurfwinkel, Geschwindigkeit des Balles, die Gravitation, den Wind und vieles mehr berücksichtigen und anfangen zu rechnen.

Da du viele der Faktoren nur grob schätzen kannst, wird folgendes – angelehnt an den Schluss vieler Märchen – passieren: Und wenn der Ball noch nicht gelandet ist, dann rechnest du noch heute…

 

Faustregeln als Grundlage unserer Intuition

Wie schaffst du es nun aber trotzdem ohne große Gedankenleistung den Ball zu fangen? Irgendwie weißt du ja, wo der Ball landen wird – auch wenn du es (noch) nicht erklären kannst. Verlässt du dich also auf dein Bauchgefühl; auf deine Intuition?

Ja! Das sagt zumindest Prof. Dr. Gigerenzer. In seinem Buch “Bauchentscheidungen: Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition*” beschreibt er nämlich sehr anschaulich, dass unser Bauchgefühl u.a. auf Faustregeln (oder wissenschaftlich ausgedrückt: Heuristiken) basieren.

In unserem Beispiel ist es die sogenannte Blick-Heuristik. Sie sagt aus, dass du den Ball dann fangen wirst, wenn du dich so bewegst, dass der Winkel zwischen dir und dem Ball immer gleich bleibt. Folgende Grafik mach das deutlich:

Bauchentscheidungen - Intuition - Ball-Beispiel - Animated

Diese Faustregel haben nicht nur Menschen. Auch Tiere nutzen sie, wenn sie auf der Jagd sind und ihre Beute fangen wollen.

 

Beispiel: Welche ist die größere Stadt?

Ein weiteres Beispiel für klassische Bauchentscheidungen ist die Frage: “Welches ist die größere Stadt – Milwaukee oder Detroit?”

Na? Was sagst du?

Detroit?! Richtig.

Interessanterweise konnte bei Experimenten gezeigt werden, dass Deutsche (bzw. Nicht-Amerikaner) diese Frage im Durchschnitt häufiger richtig beantworten als Amerikaner.

Die Erklärung liegt in der zugrundeliegenden Faustregel. Die Rekognitions-Heuristik besagt: “Wenn du von einer Stadt gehört hast, von der anderen aber nicht, dann wähle die bekannte Stadt.”

Da die Amerikaner natürlich beide Städte kennen, können sie diese Heuristik selbst nicht mehr anwenden (und entscheiden sich dadurch häufiger falsch). In dem durchgeführten Experiment kannten viele Deutsche nur Detroit, nicht aber Milwaukee und entschieden sich deshalb intuitiv richtig.

 

Bauchentscheidungen sind besser als ihr Ruf

In bestimmten Situationen – vor allem wenn wir wenig Informationen (oder Wissen) haben und in einer Situation großer Unsicherheit entscheiden müssen – kann eine Bauchentscheidung deutlich erfolgreicher sein, als eine “logische” Entscheidung. In anderen Situationen ist es aber umgekehrt.

Mit seiner Arbeit zur Intuition erklärt uns Prof. Dr. Gigerenzer die Faustregeln (und andere Faktoren), die unserer Intuition zugrunde liegen. Damit hilft er uns dabei, dass wir besser entscheiden können, wann wir uns auf unsere Intuition verlassen können (und wann besser nicht).

Wenn du tiefer in die Materie der Bauchentscheidungen und Intuition eintauchen willst, dann kann ich dir das Buch von Prof. Dr. Gigerenzer wärmstens empfehlen.

Anhand von sehr anschaulichen Beispielen wird der wissenschaftliche Hintergrund interessant erklärt. Ich finde es ist zurecht Wissenschaftsbuch des Jahres 2007 gewesen!

In diesem Sinne wünsche ich dir mehr Vertrauen in deine Intuition und erfolgreiche Projekte!

 

PS: Es ist übrigens falsch, dass Frauen eine bessere Intuition haben als Männer. Genauso, wie Männer nicht besser im “logischen” Denken sind.


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2 Kommentare zu “Bauchentscheidungen: Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition”

  1. Freya

    Wissenschaftlich belegt ist, dass das “Bauchgehirn” die Qualität eines Hundegehirns hat. Sicherlich gibt es
    untrainierte ( ……. vielleicht auch dumme) Hunde. Tiere, die die Behauptung nicht demonstrieren können. Ich
    allerdings kenne diverse Hunde die imponieren. Hunde, die ich als schlau ansehen. Tiere, die mich mit ihrer
    Intelligenz beeindrucken. Aus eigener langjähriger Erfahrung muss ich sagen, dass mein “Baugehirn” verlässlich
    funktioniert!

    1. Fabian Walter

      Interessanter Vergleich! Und gerade, wenn ich an Blinden- oder Rettungshunde denke, dann wäre ich froh, wenn mein “Bauchgehirn” es mit diesen Tieren aufnehmen könnte 🙂
      Viele Grüße und erfolgreiche Projekte!
      Fabian

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