Wie viele deiner Projekte oder größeren Aufgaben sind “fast fertig”? Und wie viele davon bleiben für immer “fast fertig”? Wie viele Projekte hast du mit viel Schwung angefangen, aber dann nie zu Ende gebracht? Und das, obwohl du viel Arbeit investiert hast, über viele Hürden gesprungen bist und eigentlich schon der größte Teil der Aufgabe erledigt ist.
Bist du einfach nur undiszipliniert? Oder faul? Oder zum Scheitern verurteilt? Nein, denn vielleicht hast du einfach den wahren Grund für deine “Beendigungs-Schwäche” noch nicht erkannt: Perfektionismus.
Im Folgenden stelle ich dir das Buch “Bring es zu Ende!” von Jon Acuff* vor und du erfährst, “wie man mit mehr Spaß und weniger Perfektion alle Ziele erreicht – und sich selbst belohnt”.
Wir hören meist dann auf, wenn etwas aufhört perfekt zu sein (oder: der Tag nach “perfekt”)
Jeder kennt folgende Situation: Du startest hoch motiviert in ein aufregendes neues Projekt. Aber irgendwo auf der Strecke bleibst du stecken und das Projekt bleibt unvollendet. Als Begründung müssen dann Aussagen herhalten, wie “das Leben kam mir in die Quere” (sprich: ich musste mich um andere Themen kümmern) oder “einmal vom Weg abgekommen, konnte ich irgendwie nie wieder richtig Fahrt aufnehmen”.
Aber wenn man genau hinschaut, erkennt man – so der Autor – dass wir meist an den Stellen aufhören, an denen unser Vorhaben aufhörte perfekt zu sein. Denn letztlich sei die wirkliche Blockade, die uns vor dem Abschluss unzähliger Projekte abhält, unser Perfektionismus.
Ein Beispiel, das Jon Acuff in seinem Buch* anführt, kenne ich aus meiner eigenen Vergangenheit. Vielleicht kennst du es auch: Zu Beginn eines neuen Jahres startete er ein ambitioniertes Trainingsprogramm. Von Februar bis April lief er jeden Monat über 100km. Doch dann kam der Mai, in dem er nur etwa 15km lief. Und im Juni waren es dann nur noch 5km. Nachdem nun seine gute Serie gerissen war, gab er auf, denn “wenn es nicht perfekt ist, dann ist es den Aufwand nicht wert”.
Doch leider ist das Leben nie perfekt. Und wie der Autor schön beschreibt, beginnt die eigentliche Arbeit immer erst dann, wenn etwas anfängt unvollkommen zu sein.
Tatsächlich sind es unsere Reaktionen nachdem etwas schief gelaufen ist, die Leistungsträger von der Masse unterscheiden:
- Wie verhalten wir uns, wenn wir eine Trainingseinheit ausgelassen haben und nicht von der Couch hochgekommen sind?
- Wie machen wir mit unserer Diät weiter, nachdem wir eine Tüte Chips und zwei Hände voller Gummibärchen verdrückt haben?
Das wichtigste ist – so Jon Acuff – dass wir uns eingestehen, dass Exzellenz nicht durch Perfektion zu erreichen ist, sondern dass Perfektionismus in Wirklichkeit der Killer der Exzellenz ist.
Halbiere dein Ziel
Aber Perfektionismus ist nicht die einzige Hürde. Jon Acuff sagt auch, dass wir uns viel zu häufig unrealistische und zu ambitionierte Ziele setzen. Hier verweist er auf die Psychologen Daniel Kahneman und Amos Tversky. Sie haben herausgefunden, dass Menschen regelmäßig unterschätzen, wie viel Zeit eine Aufgabe in Anspruch nimmt.
So zeigte eine Studie, dass Studenten bei der Einschätzung, wie lange sie für ihre Abschlussarbeiten benötigen, im Schnitt 34 Tage schätzten. In der Realität benötigten sie aber im Schnitt 56 Tage – also fast doppelt so lange, wie geschätzt.
Deshalb sollten wir – so der Autor – unsere Ziele halbieren. So reduzieren wir die Chance uns zu übernehmen und steigern die Wahrscheinlichkeit, unsere Ziele wirklich zu erreichen.
Reduziere den Druck, indem du dir klar wirst, was du vernachlässigen kannst
Gerade wenn uns etwas an einem Projekt liegt, versuchen wir wirklich gute Arbeit zu leisten. Aber manchmal macht es laut Acuff mehr Sinn bei etwas “schlechte Arbeit” zu leisten, um dafür etwas anderes hervorragend erledigen zu können.
Als Beispiel nennt er seinen verwilderten Vorgarten, den er mit viel Zeit und Energie hätte herrichten müssen. Aber statt einen gepflegten Vorgarten zu haben, hat er diese Zeit und Energie lieber für seine Kinder genutzt.
Deshalb empfiehlt Jon Acuff uns in “strategischer Inkompetenz” zu üben, indem wir zugeben, dass wir nicht für alles Zeit haben und bewusst bestimmte Dinge liegen lassen oder nur mit minimalem Aufwand verfolgen.
Nur was Spaß macht, führt zum Ziel
Ein weiterer Tipp des Autors ist, sich Ziele zu setzen, die uns Spaß machen. Denn Studien zeigen, dass Spaß einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Zielerreichung ist.
Aber was machen wir, wenn uns eines unserer Ziele einfach keinen Spaß macht? Dann sollten wir uns überlegen, wie wir uns auf dem Weg zum Ziel für unsere Fortschritte regelmäßig belohnen können.
Oft scheitern wir, weil wir Angst haben zu scheitern!
Ein weiterer Grund, warum wir Dinge nicht zu Ende bringen, ist die Angst vor dem Scheitern. Indem wir nämlich schon vor Beendigung eines Projekts intensiv die verschiedensten “Was-wäre-wenn”-Szenarien durchgehen, verhindern wir letztlich, dass wir die Ziellinie überhaupt überqueren.
Denn was wäre, wenn dein erster Roman von den Kritikern zerrissen wird? Oder was wäre, wenn dein erster Online-Kurs von niemandem gekauft würde?
Der einfachste – und leider viel zu oft gewählte – Weg sich solcher Ängsten zu entledigen, ist es, das Projekt einfach unvollendet zu lassen und dafür etwas anderes anzufangen. Denn niemand kann etwas kritisieren, was nicht veröffentlicht wurde. Aber ganz egal, wie gut dein Projekt letztlich ankommt: ein “fast fertiges”-Projekt – das nie das Licht der Welt erblickt – ist auf jeden Fall immer der größere Misserfolg!
Und ja, auch ich stand vor der Veröffentlichung meines Projektmanagement Crashkurses vor genau dieser Angst. Aber letztlich stellen sich diese “Was-wäre-wenn”-Szenarien meist – zum Glück – als völlig unbegründet heraus.
Done is better than perfect
In seinem Buch “Bring es zu Ende!: Wie man mit mehr Spaß und weniger Perfektion alle Ziele erreicht – und sich selbst belohnt*” zeigt uns Jon Acuff, dass Menschen, die viel Zeit und Energie in Projekte stecken, welche dann aber niemals ganz fertig werden, keine undisziplinierten Versager sind.
Anhand vieler Beispiele zeigt er uns, dass ein solches Fast-Fertig-Syndrom vielmehr darauf hinweist, dass wir zu sehr von unserem Perfektionismus behindert werden. Denn gerade Menschen, denen ein bestimmtes Projekt sehr wichtig ist, sind höchst anfällig!
In 8 Kapiteln beschreibt Jon Acuff – anschaulich, witzig und wissenschaftlich fundiert – wie unser Perfektionismus uns scheitern lässt. Unser Perfektionismus versucht uns ständig davon zu überzeugen, dass alles, was nicht perfekt ist, auch ein Misserfolg ist. Jon Acuff zeigt uns aber auch, dass wir – wenn wir akzeptieren, dass nichts im Leben jemals perfekt sein wird – unsere Projekte viel einfacher über die Ziellinie und somit zum Erfolg bringen können!
Wenn du also in der Vergangenheit auch das eine oder andere Projekt nur “fast fertig” bekommen hast, solltest du dir dieses Buch holen!