10 Tipps zum Feedback geben (oder: Ich sehe was, was du nicht siehst!)

Fabian WalterFührung, Team(-building)Hinterlasse einen Kommentar

Feedback geben

Die Wichtigkeit von Feedback für eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie als Grundlage für die persönliche Weiterentwicklung wird immer wieder von unzähligen Autoren und an verschiedensten Stellen betont!

Doch warum ist Feedback eigentlich so wichtig? Warum ist es eines der wenigen Instrumente, das wir nicht durch ein anderes Instrument ersetzen können? Und welche Regeln gilt es zu beachten, damit Feedback nicht schadet, sondern seine optimale Wirkung entfalten kann?

 

Der Blinde Fleck – Ich sehe etwas nicht, was du aber siehst!

Die Wichtigkeit von Feedback zeigt sich, wenn wir uns noch einmal an den Artikel über das Johari Fenster erinnern. Neben dem “Mir bekannten”-Bereichen (also dem “Öffentlichen” und dem “Verborgenen” Bereich) gibt es noch die “Mir unbekannten”-Bereiche und hier den für das Feedback wichtigen sogenannten ”blinden Fleck“.

Johari Fenster - Quadranten

Anders als beim “unbekannten Bereich” – auf den weder wir noch andere Zugriff haben – ist es beim “blinden Fleck” möglich einen direkten Zugang zu bekommen. Zwar ist uns selbst der Zugriff verwehrt, nicht aber den Menschen um uns herum. Sie können unsere Eigenschaften und Verhaltensweisen in diesem Bereich klar und deutlich wahrnehmen. Und genau hier kommt nun das Feedback ins Spiel. Denn Feedback ermöglicht uns den Zugriff auf unseren Blinden Fleck über die Rückmeldung anderer!

 

Doch Achtung: genau in der Art des Zugangs liegt auch die Gefahr des Feedbacks!

Da uns selbst der “blinde Fleck” ja verborgen bleibt, haben wir ein Bild von uns selbst, das meist deutlich von dem abweicht, wie wir von anderen Menschen gesehen werden. Manchmal unterschätzen wir uns selbst und sehen einige unserer positiven Eigenschaften nicht. In anderen Situationen ist es aber genau anders herum: wir haben ein zu gutes Bild von uns selbst.

Wenn wir nun über ein Feedback auf mögliche Schwachstellen hingewiesen werden, kann es dazu führen, dass wir uns angegriffen fühlen und in Abwehrstellung gehen. Vor allem wenn wir in der Vergangenheit wenig (oder überwiegend schlechte) Erfahrungen mit Feedback gemacht haben. Dann können wir das (hoffentlich) konstruktive Feedback nicht annehmen und der positive Nutzen verpufft. Im schlimmsten Fall leidet zudem noch die Beziehung zwischen Feedback-Geber und Feedback-Nehmer (oder in diesem Falle “Nicht-Nehmer”).

 

10 Tipps für gutes Feedback geben!

Aus diesem Grund solltest du beim Feedback geben auf folgende Tipps achten:

1) Warte auf den richtigen Zeitpunkt (aber nicht zu lange)

Wie du bereits gesehen hast, kann Feedback den Empfänger ganz schön aufwühlen und oft werden auch “heikle Punkte” angesprochen, die zu emotionalen Reaktionen führen können. Aus diesem Grund solltest du immer darauf achten, dass du nach einem geeigneten Zeitpunkt für dein Feedback suchst. Gib (wichtiges) Feedback also beispielsweise nie zwischen “Tür und Angel” und wenn Zeitdruck besteht!

Auf der anderen Seite ist es aber auch wichtig, dass du nicht zu lange wartest, bis du dein Feedback gibst. Denn je mehr Zeit zwischen einer Situation und dem Feedback liegt, desto weniger wird der Feedback-Nehmer damit anfangen können.

2) Schaffe einen geeignetes Umfeld

Genauso wichtig, wie die richtige Zeit, ist das richtige Umfeld. Am besten gibst du Feedback immer unter vier Augen und schaffst eine möglichst angenehme und sichere Atmosphäre für den Empfänger. Denn dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er das Feedback besser annehmen kann. Bei Feedback-Runden mit mehreren Personen besteht immer die Gefahr, dass der Rechtfertigungsdruck (gerade auch vor den Kollegen) enorm steigt. Und damit sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Feedback angenommen werden kann.

3) Biete dein Feedback an (aber zwinge es niemandem auf)

Ein häufig gemachter Fehler beim Feedback-Geben ist, dass wir ungefragt auf “Senden” stellen und vorher gar nicht überprüfen, ob der Empfänger auch bereit ist. Damit dein Feedback aber möglichst wirkungsvoll sein kann, solltest du auf jeden Fall überprüfen, ob dein Gegenüber auch wirklich Feedback erhalten will. Biete dein Feedback also an und warte ab, ob es überhaupt angenommen wird. So kann es dann auch beispielsweise dazu kommen, dass dein Gegenüber sagt: “Heute passt es mir gar nicht, aber morgen hätte ich Zeit (und eventuell auch die passende Stimmung)”.

4) Frage zuerst nach einer Selbstbewertung

Ein guter Einstieg in ein Feedback-Gespräch kann es sein, wenn du deinen Feedback-Nehmer zuerst einmal darum bittest, sich selbst einzuschätzen. Wenn du also beispielsweise Feedback zu einer von ihm gehaltenen Präsentation geben willst, dann frage ihn doch einfach, wie er sich selbst einschätzt.

Möglicherweise bekommst du so Informationen, die dir bisher noch unbekannt waren und welche du für dein Feedback nutzen kannst. Oder du merkst, dass sich die Selbstwahrnehmung gar nicht so sehr von deiner Fremdwahrnehmung unterscheidet. Auch das kann für ein solches Gespräch sehr hilfreich sein.

5) Mache deutlich, dass es DEINE Sicht der Dinge ist

Ganz wichtig zu Beginn eines Feedback-Gesprächs ist es, klar zu machen, dass es sich nur um deine Sicht der Dinge handelt. Mache deinem Gegenüber klar, dass du nicht beanspruchst die absolute Wahrheit oder die einzige mögliche Sichtweise zu vertreten, sondern einen bestimmten Teil der Realität. Zudem solltest du auch klar machen, dass du diese Sichtweise mit ihm teilen willst, damit er davon profitieren kann.

6) Sei konkret und nutze (aktuelle) Beispiele

Nun ist es wichtig, dass du möglichst klar und konkret beschreibst (nicht aber wertest), um was es dir geht. Nutze hierfür am Besten (möglichst aktuelle) Beispiele, die du auch selbst erlebt hast. Stütze dich also nicht auf Hören-Sagen anderer Leute und Verallgemeinerungen. Bleibe möglichst konkret und bei deinen eigenen Eindrücken.

7) Nutze Ich-Botschaften

Formuliere deine Aussagen möglichst nicht in Du-Botschaften, denn diese wirken stark wertend und belehrend. Besser sind hier Ich-Botschaften, denn sie teilen dem Anderen mit, wie dessen Verhalten auf einen wirkt.

Am Besten formuliert man eine Ich-Botschaft in vier Schritten: (1) Beobachtung, (2) Gefühl sowie (3) Bedürfnis ausdrücken und (4) eine Bitte äußern. Also anstatt der Du-Botschaft “Du hörst mir nie zu und schaust ständig auf dein Handy!” könnte eine Ich-Botschaft lauten: “Ich sehe du schaust auf dein Handy. Das macht mich ärgerlich, weil ich dir etwas wichtiges mitzuteilen habe und mir dafür deine Aufmerksamkeit wünsche.”

8) Überfordere den Feedback-Nehmer nicht

Wichtig für jedes Feedback ist, dass es für den Empfänger auch nutzbar sein sollte. Aus diesem Grund solltest du auch immer darauf achten, dass du nicht zu viele Informationen auf einmal abgibst. Also lieber kürzere Feedbacks in geringeren Abständen, als ein großes Feedback, das deinen Gegenüber erschlägt.

9) Keine Forderungen stellen

Mit deinem Feedback teilst du deine Sichtweise, aber auch deine Wünsche mit. Du musst von Anfang an also damit rechnen, dass einzelne Wünsche an deinen Gegenüber nicht erfüllt werden. Wichtig beim Feedback ist: Wünsch dir was, aber erzwinge es nicht. Forderungen gehören nämlich in ein anderes Gespräch und haben in einem Feedback nichts verloren! Lass deinen Gegenüber entscheiden, ob er sein Verhalten verändern will oder nicht.

10) Lass den Feedback-Nehmer das Feedback bewerten

Zum Schluss des Gesprächs kannst du deinen Gegenüber noch Fragen, wie er sich mit dem Feedback fühlt. Empfindet er deine Anmerkungen (und die Art, wie du sie vorgebracht hat) als hilfreich? Gibt es etwas, was er dir zurückspiegeln will? Oder hat er Wünsche an dich? Kannst du ihn auf seinem Weg weiter unterstützen?

 

FEEDBACK: Den “blinden Fleck” verkleinern und persönliche Entwicklung ermöglichen

Wie du siehst, ist das Feedback für die persönliche Weiterentwicklung, aber auch für eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit von enormer Bedeutung. Denn durch Feedback können wir unseren “blinden Fleck” verkleinern und so eine persönliche Weiterentwicklung ermöglichen.

Klar ist aber auch, dass es für ein optimales Feedback einiger Übung und Erfahrung bedarf. Die oben beschriebenen 10 Tipps können hierbei eine gute Hilfe sein! Vor allem, wenn sie innerhalb deines Teams bekannt sind und jeder darüber Bescheid weiß! Also: Teile diesen Artikel am besten mit allen deinen Kollegen und Mitarbeitern! 🙂

In diesem Sinne wünsche ich dir erfolgreiche Feedback-Gespräche!


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