Vor einigen Tagen fand ich “Tatort Kanban – Ein agiler Kriminalroman*” als kostenloses Leseexemplar in meinem Briefkasten und dachte mir: Ein Kriminalroman, der nebenbei Wissen über Kanban vermittelt? Klingt spannend!
Für wen diese Mischung aus Kriminalroman und Kanban-Lektüre geeignet ist und ob mich dieser Business-Roman letztlich überzeugen konnte, erfährst du hier!
Die Handlung
Ein langjähriger Mitarbeiter eines IT-Sicherheitsunternehmens wird tot vor einem Kanban-Bord gefunden. Doch obwohl sich das agile Vorzeigeunternehmen “SafeIT” Agilität und Transparenz auf die Fahnen geschrieben hat, merkt Chefinspektor Nemecek schnell, dass sich die Mitarbeiter ihm gegenüber alles andere als transparent verhalten.
Nemecek und seine Kollegen müssen sich bei ihren Ermittlungen nicht nur durch ein undurchsichtiges Beziehungsgeflecht kämpfen, sondern werden zudem auch noch mit vielen neuen Begriffen – wie Kanban, Work in process (WIP), Standup oder Retrospektiven – konfrontiert.
Nach und nach entwirrt Chefinspektor Nemecek aber das Beziehungsgeflecht der SafeIT-Mitarbeiter und lernt “ganz nebenbei” Kanban – als neue Art der Arbeitsorganisation – kennen und schätzen!
Was mir gefallen hat
- Bei der Menge an (trockener) Fachliteratur zu Kanban & Co. gefällt mir der Ansatz mit einem Kriminalroman nebenbei Wissen über Kanban zu vermitteln.
- Gut gefällt mir die Idee, den – zuerst skeptischen – Chefinspektor Nemecek langsam an die Kanban-Methode heranzuführen und dabei auch immer wieder auf die klassischen Fragen und auch Vorurteile einzugehen. (Der Chefermittler fragt sich beispielsweise: “War Kanban letztlich bloß ein virtuelles Spektakel? Ein Feuerwerk an Darstellungstechniken, das einem Übersicht über komplexe Zusammenhänge vorgaukelte? Und dazu einlud, eine Menge Zettel und noch mehr heiße Luft zu produzieren?”).
- Auch die Übernahme der Kanban-Methode bei den Ermittlungen zeigt schön, wie flexibel Kanban in verschiedenen “Branchen” angewendet werden kann.
- Die Kanban-Boards auf den Umschlag-Innenseiten. Hier vor allem das Ermittler-Board am Ende, denn das erleichtert es – vor allem Kanban-Neulingen – beim Lesen die Übernahme der Kanban-Methode bei den Ermittlungen zu verstehen.
- Die Kriminalgeschichte ist glaubhaft und spannend erzählt und es ist bis spät im Buch nicht klar, wer der/die Täter*in ist.
- Die verschiedenen Personen sind gut beschrieben und überwiegend glaubhaft in ihren Handlungen und Reaktionen.
Was mir nicht so gut gefallen hat
- Den Kriminalassistenten Manninger in Schriftform stottern zu lassen ist einerseits nicht mein Geschmack und andererseits hat es mich beim Lesen doch enorm gestört!
“U-u-und eine-ne Le-lebens-g-g-gefährt-tin (…). An-g-g-geblich g-g-gab es d-da je-jem-mand Neuen. Da s-sind wir d-d-dran.” - Auch auf die verschriftlichte Berliner Schnautze des KTU-Leiters Kampinski hätte ich gerne verzichten können.
“Hör bloß uff mit dit Jeseire! (…) Wir tun, wat wir können. Gleich kannste knicken. Zwei bis drei Tagen schätz ick.” - Außerdem schweift mir der Autor leider zu häufig von der eigentlichen Geschichte ab, was das Buch – vor allem in der ersten Hälfte – etwas langatmig werden lässt. Teilweise beschreibt der Autor dann – über mehrere Seiten – Gedanken oder Erlebnisse des Chefermittlers, die leider keine Verbindung zur eigentlichen Geschichte haben. Eine etwas gestrafftere Erzählweise hätte besser gefallen.
Für wen ist “Tatort Kanban” interessant?
Das Buch “Tatort Kanban – Ein agiler Kriminalroman*” ist sicherlich interessant für:
- Alle, die einen ersten Kontakt mit Kanban haben wollen, ohne gleich ein Fachbuch lesen zu müssen.
- Krimi-Fans, die Spaß daran haben, wenn agilen Methoden in die Geschichte mit einfließen. Wichtig ist hier aber, dass es sich nicht um ein Kanban-Fachbuch in Romanform handelt! Wer also erwartet, dass sich die Kriminalgeschichte intensiv und detailliert mit Kanban beschäftigt, der wird wahrscheinlich enttäuscht sein.
- Leser, die eine Geschichte suchen, die in Wien spielt.
Auch wenn ich das Stottern bzw. das Berlinern der beiden Charaktere Manninger und Kampinski sehr unglücklich gewählt finde und mir das Buch – vor allem in der ersten Hälfte – doch deutlich zu langatmig war, hat es mir insgesamt dann doch ganz gut gefallen.
Wenn du also noch auf der Suche nach einem Kriminalroman bist, im Urlaub aber nicht ganz auf agile Methoden verzichten willst, dann solltest du dir “Tatort Kanban” von Siegfried Kaltenecker* ansehen! Und wenn du das Buch gelesen hat, würde ich mich über deine Meinung in einem Kommentar freuen!
Auf jeden Fall wünsche ich dir jetzt erstmal einen schönen Sommer(-Urlaub). Ich melde mich dann am 04. September 2019 wieder.