Projekte werden in allen Lebenslagen immer wichtiger. Dadurch werden auch funktionierende Teams immer wichtiger. Denn komplexe Vorhaben können nur erfolgreich abgeschlossen werden, wenn die verschiedensten Kompetenzen und Fähigkeiten kombiniert werden.
Wie ein Sprichwort aus der Mongolei treffend aussagt:
“Mit einer Hand lässt sich kein Knoten knüpfen.” – Sprichwort aus der Mongolei
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Doch von funktionierenden Teams kann man erst sprechen, wenn die Leistung des Teams zusammengenommenen Einzelleistungen übersteigt, oder wie eine arabische Weisheit sagt:
“Wer alleine arbeitet, addiert – wer zusammen arbeitet, multipliziert.” – arabische Weisheit
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Um das zu erreichen, müssen wir uns aber aktiv um die Teamentwicklung kümmern. Leider werden in vielen Projekten Teams zusammengestellt und dann sich selbst überlassen. Meist sind weder Ressourcen, noch verantwortliche Personen für die Steuerung der Teamentwicklung vorgesehen.
Wie funktioniert nun aber eine Teamentwicklung und welche Phasen werden durchlaufen?
Natürlich gibt es zu einem solch komplexen Thema wie Teamentwicklung verschiedene Ansätze und Theorien. Eine der bekanntesten ist das 1965 entwickelte Phasenmodell vom US-amerikanischen Psychologen Bruce Tuckman. Es beschreibt fünf Phasen, die ein Team während seines Lebenszyklus durchläuft.
1 – FORMING (die Findungsphase)
Das Team wird gegründet und startet mit der Findungsphase (engl.: forming). Die einzelnen Teammitglieder lernen sich kennen und versuchen ein erstes Gruppengefühl aufzubauen. Grundlegende Strukturen und Regeln werden gesetzt und jeder beginnt – hoffentlich motiviert – mit der Arbeit.
Diese Phase ist oft von einem eher formellen und vorsichtigen “Abtasten” gekennzeichnet.
Leistung des Teams: niedrig, nimmt aber zu
2 – STORMING (die Konfliktphase)
In der zweiten Phase – dem Storming – kommt es oft zu Konflikten und Unstimmigkeiten zwischen den einzelnen Teammitgliedern. Diejenigen, die gut miteinander können, bilden meist Gruppen und plötzlich stehen sich diese gegenüber.
Typische Konflikte drehen sich um: Machtverteilung, Prioritäten- und Zielsetzungen.
Leider ist dies die unangenehmste, aber auch die wichtigste Phase. Wenn die vorhandenen Konflikte hier nicht richtig bearbeitet werden, wird das Team später Schwierigkeiten haben, gute Ergebnisse zu erreichen.
Leistung des Teams: nimmt deutlich ab
3 – NORMING (die Regelungsphase)
Wenn die Konflikte aus der zweiten Phase bearbeitet werden, geht das Team langsam in die Regelungsphase über. Konflikte werden beigelegt und Regeln für eine gute Zusammenarbeit aufgestellt. Idealerweise entsteht ein gemeinsames Ziel, das die Teilziele der einzelnen Personen aufnimmt.
Rollen und Verhältnisse der einzelnen Teammitglieder kristallisieren sich heraus und die Kooperation steigt wieder an. Dadurch kann sich das Team auch besser den eigentlichen Aufgaben widmen und Leistung erbringen!
Das “Wir”-Gefühl nimmt stark zu. Das führt meist auch zu einer deutlich gesteigerten Motivation, weil jeder seinen Teil zum größeren Ganzen beitragen will – und auch weiß, welches seine Aufgabe ist.
Leistung des Teams: niedrig, nimmt aber deutlich zu
4 – PERFORMING (die Leistungsphase)
Langsam geht das Team über zur Leistungsphase. Nach und nach spielt es sich immer besser ein. Die Mitglieder arbeiten effektiver zusammen, da u.a. die vereinbarten Regeln und Beziehungen der einzelnen Teammitglieder untereinander verinnerlicht wurden. Außerdem kennen sich die einzelnen Personen nun besser und wissen, wie sie miteinander umgehen müssen.
In dieser Phase sind die Ergebnisse des Teams mehr als die Summe ihrer Einzelteile.
“Wer alleine arbeitet, addiert – wer zusammen arbeitet, multipliziert.” – arabische Weisheit
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Leistung des Teams: nimmt stark zu und pendelt sich auf einer hohen Ebene ein
5 – ADJOURNING (die Auflösungsphase)
Laut Definition sind Projekte “zeitlich begrenzte Vorhaben”. Das bedeutet, dass jedes Projekt einmal zu Ende geht und das Team oft aufgelöst wird. Die Mitglieder gehen zurück in ihre Abteilungen, aus denen sie ursprünglich abberufen wurden – und widmen sich wieder ihren Routineaufgaben.
Die Phase der Auflösung kann bereits einige Zeit vor der Trennung des Teams zu einer Reduzierung der Leistungsfähigkeit führen. Für manche Mitarbeiter ist beispielsweise nicht klar, wie es nach dem Projekt weitergeht. Können (oder wollen) sie wieder zurück in ihre Abteilungen oder gibt es Anschlussprojekte? Sie beginnen sich Sorgen zu machen und werden davon abgelenkt.
Leistung des Teams: nimmt ab (und das kann in der finalen Phase eines Projektes problematisch sein!)
ACHTUNG: Die Phasen können auch gleichzeitig und wiederholt auftreten.
Es ist wichtig zu beachten, dass sich diese Phasen auch überschneiden und wiederholt auftreten können.
So ist es beispielsweise möglich, dass sich Teile eines Teams bereits aus früheren Projekten kennen und deshalb relativ schnell bei der Performingphase ankommen. Andere Teammitglieder befinden sich aber noch in der Formingphase. Gleiches kann passieren, wenn ein neues Mitglied in ein bereits bestehendes Team aufgenommen wird oder auch wenn ein wichtiges Mitglied ausscheidet.
Ist einer Führungskraft diese Tatsache bewusst, kann er/sie in den verschiedenen möglichen “Phasen-Kombinationen” entsprechend reagieren. Wenn zum Beispiel ein Teammitglied – im Gegensatz zum restlichen Team – noch nicht in einer bestimmten Phase angekommen ist, kann es hilfreicher sein dieser Person auf die nächste Ebene zu helfen, anstatt Druck auszuüben.
Fazit: Reserviere genügend Ressourcen für die Teamentwicklung
Du siehst also, dass ein Team verschiedene Phasen durchläuft und die Teamleitung somit verschiedene Aufgaben wahrnehmen muss, damit das Team gut zusammenarbeiten kann.
Wenn du das nächste mal ein Team zusammenstellst (oder in ein neues Team einsteigst), dann betrachte dessen Entwicklung doch einfach mal mit dem Phasenmodell von Tuckman. Wahrscheinlich wirst du Überraschendes feststellen und viele Probleme frühzeitig erkennen können!
Bildquelle (Titelbild): FreeImages.com/Asif Akbar