Nicht jedes Problem vor dem du stehst ist völlig neu. In vielen Situationen kannst du auf Erfahrungen zurückgreifen.
Gerade wenn du das Problem mit Hilfe eines Problembaums analysiert hast, wirst du schon eine Vermutung (oder Hypothese) haben, wie das Problem gelöst werden kann.
Doch in Hypothesen liegen nicht nur viele Chancen, sondern auch große Gefahren!
Hypothesen – Chance und Gefahr in einem!
Schon John Locke wusste um die Kraft der Hypothesen:
“Gut erdachte Hypothesen sind große Hilfsmittel für das Gedächtnis und leiten uns oft zu Entdeckungen.” (John Locke)
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Das Problem ist aber: “Eine gefasste Hypothese gibt uns Luchsaugen für alles sie Bestätigende und macht uns blind für alles ihr Widersprechende.” (Arthur Schopenhauer)
Und da Hypothesen nur unbewiesene Annahmen oder Behauptungen sind, musst du sie systematisch hinterfragen. Ansonsten locken sie dich schnell auf eine falsche Fährte und verhindern die Problemlösung!
Die Gefahren im Griff – mit dem Hypothesenbaum
“Hypothesen scheinen zwar außerhalb der Erfahrung zu stehen, sind aber in Wirklichkeit nur durch methodisches Nachdenken modifizierte Erfahrung, die sich über ihre eigene Grenze erhebt.” (John Tyndall, irischer Physiker).
Und genau bei diesem “methodischen Nachdenken” hilft dir der Hypothesenbaum. Er unterstützt dich nämlich dabei deine bereits gemachten Erfahrungen auf die aktuelle Situation anzupassen.
Wie entsteht der Hypothesenbaum?
- Vorbereitung.
Am besten hast du das Problem mithilfe eines Problembaums bereits analysiert. Dann kannst du nämlich den Hypothesenbaum auf dieser Logik aufbauen.
- Formuliere nun zuerst deine Hypothese.
Wo müsstest du also ansetzen, um das Problem zu lösen. Schreibe die Hypothese als aktionsorientierte Aussage auf. Beispiel: “Um systematisches Projektmanagement im Unternehmen zu etablieren, müssen zuerst die Führungspersonen von dessen Wichtigkeit überzeugt werden” (siehe dazu auch das Beispiel unten).
- Hinterfrage deine Hypothese (mit einer Warum-Frage).
Damit gelangst du zu Unterhypothesen, die deine Hypothese belegen (oder auch widerlegen). In unserem Beispiel also: “Warum müssen zuerst die Führungspersonen überzeugt werden?”.
- Hinterfrage deine Unterhypothesen
Wenn du alle Gründe (= Unterhypothesen) aufgeschrieben hast, solltest du die Warum-Frage auf der nächsten Ebene wiederholen. Auch auf dieser Ebene sollten wieder alle deine Hypothesen die nächst höhere Ebene stützen.
ACHTUNG:
Leider neigen wir dazu, unsere Hypothesen einfach nur bestätigen zu wollen (siehe dazu auch noch einmal das Zitat von Arthur Schopenhauer). Es ist deshalb enorm wichtig, dass du deine Hypothese kritisch hinterfragst und auch nach Gegenargumenten suchst. Frage als auch nach “Warum nicht?”
Andere Fragen, die du dir stellen kannst, sind u.a.:
- Muss es so sein, oder geht es auch anders?
- Ist das wirklich so? Warum ist es so?
- Führt A wirklich zu B? Und warum?
- Warum handelt jemand? Oder warum handelt er/sie nicht?
- Was sind die Gründe und Motive?
- Gibt es wirklich nur eine Lösung, Ursache, etc.?
- Kann es auch weitere Lösungen, Ursachen, etc. geben?
Beispiel: Systematisches Projektmanagement wird nicht genutzt
Dieses Beispiel eines Hypothesenbaums basiert auf dem Beispiel aus dem Problembaum-Artikel.
TIPP:
Genau wie beim Erarbeiten des Problembaums würde ich dir empfehlen die Arbeit am Hypothesenbaum in einer Gruppe zu erledigen. Das Hinterfragen des Lösungsansatzes funktioniert im Team viel einfacher. U.a. weil:- viel mehr Wissen über das Problem und dessen Ursachen “anwesend” ist,
- man sich alleine gerne um die “unangenehmen” Fragen drückt,
- kritisches Hinterfragen im Team (durch Aussprechen und Diskutieren) viel wahrscheinlicher ist.
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