Wie messe ich den Erfolg eines Workshops? (die 4 Ebenen nach Kirkpatrick)

Fabian WalterFührung, Ziele, Weiterbildung1 Kommentar

Schon Benjamin Franklin wusste:

“Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen.”
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Die Erkenntnis, dass sich Investitionen in Menschen auszahlen, setzt sich langsam in vielen Firmen und Organisationen immer mehr durch. Zumindest scheint in den letzten Jahren der Stellenwert von Weiterbildung immer weiter gestiegen zu sein.

Doch woher wissen wir, ob sich unser Workshop für die Teilnehmer wirklich gelohnt hat und ob sie das Erlernte auch in positive Verhaltensänderungen umsetzen können? Wie beantworten wir also die Frage, ob unsere Workshops für die Teilnehmer wirkliche Investitionen oder doch nur Kostenfaktoren sind?

 

Welchen Nutzen hat ein Workshop – die 4 Ebenen nach Kirkpatrick

Um die Fragen nach dem Nutzen eines Workshops und dessen Auswirkungen bei den einzelnen Teilnehmern zu beantworten, können wir das schon vor mehr als einem halben Jahrhundert (im Jahr 1959) entstandene 4-Stufen-Modell für den Nutzen eines Workshops zu Rate ziehen. Entwickelt wurde es vom US-amerikanischen Professor Donald Kirkpatrick.

 

STUFE 1: ZUFRIEDENHEIT (Vergleichbar mit dem Output eines Projektes)

Auf der untersten Ebene überprüfen wir zuerst die Zufriedenheit der Teilnehmer. Wie fühlen sie sich während oder nach einem Workshop(-teil). Wie schätzen sie die Maßnahme, deren Inhalt aber auch die Trainer ein. Weitere Fragen drehen sich meist um die Relevanz zur Arbeitswelt der Teilnehmer und um die Frage, ob die Teilnehmer das Wissen überhaupt in ihren Alltag integrieren wollen.

Die meisten Workshop-Evaluationen finden genau auf dieser ersten Ebene statt. Das ist auch insofern nicht überraschend, da wir diese Antworten ohne größeren Aufwand erhalten können. Meist werden einfach sogenannte Happy-Sheets (also Fragebögen zur Teilnehmerzufriedenheit) ausgefüllt (und hoffentlich auch später ausgewertet).

 

STUFE 2: GELERNTES (Vergleichbar mit dem Output eines Projektes)

Auf der zweiten Ebene wird das ganze schon etwas schwieriger. Hier dreht sich nämlich alles um die Frage, ob die Teilnehmer ihre Fähigkeiten verbessern konnten. Haben die Teilnehmer wirklich etwas gelernt und wenn ja, was und wie viel?

Um diese Fragen jedoch wirklich beantworten zu können, muss zwingend ein Vorher-Nachher-Test durchgeführt werden. Denn nur wenn wir den Wissensstand der Teilnehmer VOR der Workshop kennen, können wir auch Aussagen über den Zuwachs von Wissen WÄHREND des Workshops machen.

Hierzu müssen jedoch klare (und überprüfbare) Ziele für den Workshop vorliegen, was leider nicht immer der Fall ist. Hier wird dann auch klar, warum ein Workshop wie ein Projekt (mit SMARTen Zielen und Indikatoren) geplant werden sollte.

 

STUFE 3: VERHALTEN (Vergleichbar mit dem Outcome eines Projektes)

Das Gute an den Stufen 1 und 2 ist, dass diese noch während des Workshops – und damit relativ leicht – durchgeführt werden können. Dies ändert sich nun aber bei Stufe 3, denn hier geht es um die Verhaltensänderungen der Teilnehmer.

Diese Verhaltensänderungen lassen sich natürlich erst NACH der Rückkehr der Teilnehmer an ihren Arbeitsplatz (mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung) messen. Das bedeutet dann aber auch, dass wir zur Messung dieser Daten nach dem Workshop noch „Zugriff“ auf die Teilnehmer haben müssen.

Genau dies stellt aber häufig das größte Hindernis dar. Um die Wirkung deines Workshops auf der dritten Ebene erkennen zu können, solltest du also bereits im Vorfeld folgende Fragen klären:

  • „Wie erreiche ich die Teilnehmer auch nach dem Workshop“ und
  • „Sind sie dann auch bereit an der Evaluation teilzunehmen“.

 

STUFE 4: ERGEBNISSE (Vergleichbar mit dem Impact eines Projektes)

Auf Ebene 4 der Workshop-Nutzen-Untersuchung wird das ganze nun noch einmal komplizierter, denn hier wird die Wirkung des Workshops gemessen. Wie hat der Workshop also die Qualität der Arbeit verändert?

Hier geht es also um Fragen wie beispielsweise:

  • Sind die Arbeitsergebnisse nun besser (oder aber schlechter) als vor dem Workshop?
  • Kann die Arbeit nun schneller erledigt werden? Oder dauert alles etwas länger?
  • Und wenn es Kundenkontakt gibt: Sind die Kunden jetzt zufriedener?

Natürlich sind die Zusammenhänge zwischen der Verhaltensänderung der Teilnehmer und den Auswirkungen auf die Arbeit nicht immer so einfach zu messen und meist ist auch der direkte Zusammenhang schwer zu beweisen. Dennoch zeigt sich aber gerade in den Ergebnissen dieser vierten Ebene der „wahre Wert“ des Workshops. Und nur wenn diese Ergebnisse belegt werden können, werden die Verantwortlichen auch in (finanziell) schwierigen Zeiten nicht zuerst die Weiterbildungsmaßnahmen streichen wollen.

Wir sollten uns also im Vorfeld intensive Gedanken über die “Theory of Change” unseres Workshops machen. Uns muss bewusst sein, zu welchen Veränderungen der Input unseres Workshops bei den Teilnehmern führen soll und auch wie sich dies dann in ihrer Arbeit auswirken wird.

 

STUFE 5: RETURN OF INVESTMENT (ROI) – optional

Wer nun noch einen Schritt weitergehen will, der kann noch den Return of Investment (oder ROI) des Workshops berechnen. Auf dieser fünften Ebene wird überprüft, ob sich die finanziellen Ausgaben für den Workshop überhaupt „rechnen“.

Überprüft wird also, ob die Einsparungen (durch Verhaltensänderungen auf Ebene 3 und deren Auswirkungen auf Ebene 4) die Kosten für den Workshop übersteigen.

Wenn die Weiterbildungsmaßnahmen beispielsweise 100.000€ kosten, die Einsparungen jedoch nur bei 80.000€ liegen, dann ist zumindest auf der rein materiellen Ebene diese Maßnahme nicht wirklich sinnvoll.

ACHTUNG: Überprüfe immer, ob der ROI in deinem Bereich auch eine sinnvolle Messgröße ist!
Ob eine Weiterbildungsmaßnahme sinnvoll ist, sollte jedoch niemals nur über die rein materielle Ebene bewertet werden. In manchen Bereichen – z.B. der Entwicklungszusammenarbeit – lassen sich die positiven Wirkungen eines Workshops nicht einfach (nur) über materielle Werte abbilden.
Denn welchen (materiellen) Gegenwert hat beispielsweise das friedlichere Zusammenleben einer Gemeinde, wenn sie in Konfliktbearbeitungsmaßnahmen geschult wurde?

 

FAZIT

Wir haben nun also gesehen, dass sich der Erfolg eines Workshops nicht nur über die Teilnehmerzufriedenheit messen lässt, sondern dass es noch drei (oder sogar vier) weitere Ebenen gibt, die wir beachten müssen.

  • Auf Ebene 1 können wir die Zufriedenheit der Teilnehmer noch recht einfach über Happy-Sheets ermitteln.
  • Auch den Erfolg auf Ebene 2 können wir noch vergleichsweise leicht erkennen, wenn wir den Wissenszuwachs der Teilnehmer über Vorher-Nachher-Tests abfragen.
  • Für die Ebene 3 (“Verhaltensänderungen”) und Ebene 4 (“Auswirkungen im Alltag”) müssen wir jedoch im Vorfeld einige Fragen klären. U.a. sind dies: “Wie bekomme ich auch nach dem Workshop ‘Zugriff’ auf die Teilnehmer?” und “Welche Veränderungen werden denn eigentlich erwartet?”.
  • Auf Ebene 5 kann die Messung des “Return of Investments” wirklich hilfreich für die Bestimmung des Workshop-Erfolgs sein. Man sollte sich jedoch auch immer genau überlegen, welche Aussagekraft diese Messgröße im jeweiligen Bereich hat.

Wenn du bereits Erfahrungen bei der Erfolgs-Messung deiner Workshops hast, würde ich mich über einen Kommentar sehr freuen!
Ansonsten wünsche ich dir viel Spaß und Erfolg bei deinen nächsten Workshops sowie bei deren Auswertung!

Bildquelle (Titelbild): Morguefile.com – diannehope (http://hopedianne.com)


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